Umfassende Untersuchungsarbeiten und Analysen liegen hinter dem Gemeinderat Schönau a.d. Brend und der Verwaltung zur Festlegung des künftigen Abwasserentsorgungskonzept der Gemeinde. Fest steht, die heutige rd. 40 Jahre alte Teichkläranlage bei Kollertshof erfüllt die heutigen Anforderungen an eine Kläranlage nicht mehr. Die wasserrechtliche Erlaubnis für den Betrieb dieser Anlage wurde zuletzt nur noch befristet erteilt, da die Gemeinde an einer neuen Lösung arbeitet. Die Ertüchtigung oder der Ausbau der vorhandenen Anlage kommt aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr in Frage. Es wurden in den vergangenen Monaten folgende Lösungen ausführlich untersucht:

 

1.    Neubau einer eigenen Kläranlage als Belebungsanlage (Ausbaugröße unter 2.000 EW)

Die Anlage könnte am bisherigen Standort der Kläranlage in Kollertshof errichtet werden. Die bestehende Teichanlage müsste dabei zurückgebaut werden.

Bei einem Neubau der Kläranlage als Belebungsanlage könnte neben dem Kohlenstoffabbau und der Nitrifikation auch die Denitrifikation, sowie eine betriebsbedingte biologische P-Fällung bewerkstelligt werden. Der Klärschlamm würde über mobile Pressen entwässert werden, das Presswasser zwischengespeichert und wieder in der Kläranlage behandelt.

2.    Anschluss an den Abwasserverband Saale-Lauer

Bei einem Anschluss der Gemeinde Schönau a.d.Brend an den Abwasserverband Saale-Lauer müsste eine neue Abwasserleitung von der bestehenden Kläranlage bis Brendlorenzen gebaut werden. Für die Anbindung an den Übergabepunkt in Brendlorenzen gibt es verschiedene Trassenvarianten. Theoretisch besteht hier die Möglichkeit, das Abwasser ab Kläranlage Kollertshof über einen Freispiegelkanal zu entsorgen. Allerdings verursacht dieser sowohl bei der Investition, als auch bei der Unterhaltung deutlich höhere Kosten als die günstigere Abwasserdruckleitung. Der Abwasserkanal würde überwiegend auf öffentlichen Wegen verlaufen. Die Trasse verläuft überwiegend im Talgrund der Brend. Als Alternativvariante ab Schweinhof hat der Abwasserverband zuletzt eine Trasse entlang des Radweges bis Brendlorenzen noch in die Diskussion eingebracht.

Mit dem Abwasserverband wurden die Bedingungen für den Anschluss vorab diskutiert und ausgehandelt. Notwendig bei dieser Lösung ist auch ein Pumpwerk mit entsprechender Technik, das auf dem derzeitigen Kläranlagenstandort errichtet werden müsste.

 

Ein wichtiges Kriterium für diese Variante ist die Verknüpfungsmöglichkeit mit dem Abwasseranschluss des Weilers Schweinhof an die Abwasseranlagen des Abwasserverbandes.

 

3.    Neubau einer gemeinsamen Kläranlage mit der Stadt Bischofsheim a.d.Rhön (Ausbaugröße 12.000 EW)

Auch hier handelt es sich um eine einstufige Belebungsanlage zur weiterführenden Abwasserreinigung. Das Abwasser der Stadt Bischofsheim würde über einen Verbindungssammler als Druckleitung von der alten Kläranlage in Unterweißenbrunn bis zum Ortseingang Schönau geführt. Die Becken der Kläranlage Unterweißenbrunn müssten für einen Regenrückhalt umgebaut werden. In der Ortskanalisation von Schönau wäre eine Anpassung und somit die Erneuerung von zwei Haltungen erforderlich. Gemeinsam könnte der Abwassersammler von Schönau zur Kläranlage in Kollertshof saniert werden. Als Betreiber der Kläranlage würde ein neu zu gründender Abwasserzweckverband auftreten.

 

Zur Beurteilung des Standortes an der alten Kläranlage wurde dort für die weiteren Planungen der Baugrund untersucht. Der Standort hat sich dabei aus geotechnischer Sicht grundsätzlich als tragfähig erwiesen.

Es kann bei der Gründungsplanung aufgrund der Aufschlussergebnisse von nahezu einheitlichen natürlichen Untergrundverhältnissen ausgegangen werden. Untergrundschwächungen in den tieferen Horizonten durch weniger tragfähige Böden wurden bis zur Aufschlussendtiefe von 8 m nicht festgestellt.

Dies gilt sowohl für die Errichtung des Pumpwerks bei einem Anschluss an den Abwasserverband als auch für den Neubau einer Kläranlage.

 

Allerdings muss die Kläranlage in allen Anlageteilen bis zu dieser Anschlusstiefe gegründet werden. Bei einem Pumpwerk ist dies aufgrund der geringen Größe weniger relevant.

 

Beim Kostenvergleich der drei Varianten wurden die Investitionskosten und die langfristigen Betriebskosten verglichen. Dabei zeigte sich, dass eine eigene Kläranlage im Vergleich zu den beiden anderen Lösungen, sowohl technische Grenzen hat, wie auch die teuerste Lösung darstellt.

 

Somit standen zuletzt der Bau einer neuen Kläranlage mit Bischofsheim oder der Anschluss an den Abwasserverband zur Entscheidung. Grundlage der Beurteilung waren technische Studien und Vorplanungen, die sowohl den Umfang der Investitionen, wie auch der Betriebskosten aufzeigten.

 

Der Anschluss an den Abwasserverband Saale-Lauer zeigt langfrisitg betrachtet das wirtschaftlichste Verhältnis der Investitions- und Betriebskosten auf. Die zu Beginn höheren Investitionskosten rechnen sich nach ca. 15 Jahren über die jährliche Einsparung der Betriebskosten. Diese liegen im Verhältnis zur Lösung 3 (Kläranlage mit Bischofsheim) um rd. 53 % pro Jahr niedriger.

 

Zu den Baukosten für die Druckleitung nach Brendlorenzen und dem damit möglichen Anschluss von Schweinhof würde der Verband einen Teilbereich der Leitungsstrecke baulich umsetzen. Die Gemeinde hat den Gegenwert daneben für den Einkauf von 1.300 Einwohnergleichwerten (EW) 635.000 € zu leisten. Dieser Betrag ergibt sich aus dem Restbuchwert der Kläranlage des Verbandes zum 31.12.2009 mit einem Satz von 488,50 €  pro Einwohnergleichwert. Die Gemeinde würde damit Verbandsmitglied mit einem Vermögensanteil von 3,25 %. Dieser Anteil stellt die Basis für die Erhebung der Verbandsumlagen dar. Die Umlage der Betriebskosten wird nach den Satzungsbestimmungen des Verbandes alle drei Jahre auf Grundlage einer Schmutzfrachtmessung überprüft.

 

Im Vergleich dazu wäre die Variante 3 (Kläranlage Bischofsheim – Schönau) nur bei Betrachtung der Investitionskosten für die Gemeinde die günstigste Lösung. Allerdings würde hier ein Verteilungsschlüssel nach Mischwasserabflussmengen gewählt (rd. 27 % für Schönau). Die laufenden Betriebskosten wären bei dieser Variante deutlich höher als bei einem Anschluss an den Verband Saale-Lauer (s.o.). Der prozentuale Anteil der Gemeinde Schönau an den Gesamtbetriebskosten im Verband würde bei rd. 23 % jährlich liegen. Im Ergebnis wäre damit die Einsparung bei den Investitionskosten nach einem Zeitraum von rd. 15 Jahren aufgebraucht.

 

Die Neukonzeption der Abwasserentsorgung stellt für die Gemeinde mehr als eine Generationenweichenstellung dar. Damit konnte nur eine langfristige Betrachtung der Investitions- und Betriebskosten Grundlage der Entscheidung sein. Der Anschluss an die Abwasserentsorgungsanlagen des Abwasserverbandes Saale-Lauer stellt langfristig die wirtschaftlichste und ökologischste Lösung dar und wurde daher vom Gemeinderat einstimmig als Lösungsvariante ausgewählt.

 

Die weitere Arbeit der Gemeinde liegt nun darin, in enger Zusammenarbeit mit dem Abwasserverband die notwendigen Planungen für die Druckleitung nach Brendlorenzen, das Pumpwerk und die Abwasserrückhaltebauwerke zum Ergebnis zu bringen, sowie die wasserrechtlichen Genehmigungen und Grundstückfragen zu klären, damit das Gesamtprojekt bis Ende 2012 realisiert wird. Mit den Planungsaufgaben wurde das Ingenieurbüro Köhl, Würzburg beauftragt.